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25. Mär 2024

Aus gutem Holz: Holzheizzentrale Altlandenberg in Bauma ZH. Bild: Holzenergie Schweiz

Freude herrscht: Behörden, Forstdienst, Planer und Betreiber stossen auf den Wärmeverbund Bauma an. Bild: Holzenergie Schweiz

Heiss begehrt: Anschlüsse ans Wärmenetz der Holzheizzentrale Bauma. Bild: Holzenergie Schweiz

Max Bosshard: «Das ist mein Lebenswerk.» Bild: Holzenergie Schweiz

Holzenergie Schweiz: Wärmeverbund Bauma – unendliche Geschichte mit Happy End

(Holzenergie Schweiz) Eine Idee lässt sich nicht aufhalten, wenn ihre Zeit gekommen ist. Das könnte der Leitsatz von Max Bosshard sein, der sich in der Zürcher Oberländer Gemeinde Bauma sage und schreibe 27 Jahre lang für die Realisierung eines mit Holzenergie betriebenen Wärmeverbundes eingesetzt hat. Jetzt ist es geschafft: Im Oktober 2023 erhielten verschiedene Liegenschaften zum ersten Mal Wärme aus der Heizzentrale Altlandenberg. «Das ist mein Lebenswerk», fasst Max Bosshard die unendliche Geschichte mit Happy End zusammen.

Ruedi Rüegg, Präsident der Wärmeverbund Bauma AG ist stolz auf das Erreichte: «Wer hätte gedacht, dass wir unseren grossen Wärmverbund nach verschiedenen Anläufen nun doch noch so schnell realisieren konnten und von der Nachfrage beinahe überrollt werden? Wir können schon am Tag der Inbetriebnahme aus Kapazitätsgründen gar nicht alle interessierten Liegenschaften mit Energie beliefern.» Das heutige Projekt startete 2018. 2020 war die Öffentlichkeit aufgerufen, Aktien zu zeichnen, um das benötigte Kapital zu beschaffen sowie Absichtserklärungen für Anschlüsse ans Wärmenetz zu unterzeichnen. «Wir hatten das Ziel, mit Aktien CHF 600'000.- Kapital zu generieren und stehen heute bereits bei rund 1 Mio. Franken.», erläutert Ruedi Rüegg. Somit war die Finanzierung dank einer breiten Trägerschaft innert kurzer Zeit gesichert.

Warum dauerte es so lange?
Keiner hat so lange für das Projekt eines grösseren Wärmeverbundes in Bauma gekämpft wie Max Bosshard. Die Freude über die Inbetriebnahme der Heizzentrale und des Wärmenetzes stehen ihm deshalb buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Bereits gegen Ende des letztens Jahrtausends hat er sich für die Realisierung eines holzbetriebenen Wärmeverbundes eingesetzt. «Viele haben mich freundlich belächelt und abgewinkt», erinnert sich Bosshard. Es herrschte damals für alle derartigen Projekte in der Schweiz ein hartes Klima, denn die Rahmenbedingungen waren denkbar schlecht. Extrem billige fossile Energien überschwemmten das Land und machten zukunftsträchtige Projekte mit erneuerbaren Energien generell unwirtschaftlich. Zur Erinnerung: Um die Jahrtausendwende kosteten 100 kg Heizöl weniger als 30 Franken! Heute pendelt der Preis zwischen 100 und 150 Franken pro 100 kg. Viel kontroversen und zeitraubenden Gesprächsstoff lieferte zudem die Standortfrage der Heizzentrale. Man konnte sich lange nicht einigen. Doch die Zeiten ändern sich. Die Themen Klimaerhitzung, Energiewende, CO2-Reduktion und damit verbunden die Nutzung einheimischer, erneuerbarer Energien rückten immer mehr in den Vordergrund.

Plötzlich Schlag auf Schlag
Eine intensive Planungsphase sowie intensive öffentliche Kommunikation – auch unterstützt durch Holzenergie Schweiz – über das Projekt führten zu einem steigenden Interesse der Liegenschaftsbesitzer. Die anschliessende Bauphase verlief rekordverdächtig schnell: Im März 2023 starteten die Bauarbeiten am Wärmenetz, und am 4. Mai erfolgte der Spatenstich für die Heizzentrale. Nur ein halbes Jahr später liefern die beiden Holzschnitzelkessel bereits Wärme. Am 19. Oktober 2023 feierte Bauma die Inbetriebnahme der Anlage mit einer Pressekonferenz, und an der Gewerbeausstellung im März 2024 stehen die Türen der Anlage für die breite Öffentlichkeit offen. Damit will man den Rückhalt in der Bevölkerung stärken und die Vorteile der Nutzung des Holzes aus dem eigenen Wald sicht- und erlebbar machen.

Ein Gewinn für den Wald
Bauma ist – wie viele Gemeinden im ländlichen Raum – waldreich. Das Gemeindegebiet umfasst eine Fläche von 2'950 Hektaren (ha). Steile Hügelflanken und Seitentäler des Tösstals schaffen eine stark strukturierte Topographie. Förster Jürg Küenzi bewirtschaftet mit seinem Team den Wald, dessen Fläche 1450 Hektaren und damit das halbe Gemeindegebiet umfasst. Er erklärt: «Unser Wald ist teilweise schlecht erschlossen, befindet sich aber insgesamt in einem guten Zustand, auch wenn Hitze und Trockenheit der letzten Jahre gewisse Spuren hinterlassen haben. Er gilt mit rund 430 Kubikmeter Holz pro Hektar als vorratsreich.» Das Holz für die Heizzentrale Altlandenberg stammt praktisch ausschliesslich aus dem Gemeindegebiet von Bauma. Grossmehrheitlich aus dem Wald, einen kleineren Teil liefert die Bewirtschaftung der Tössufergehölze sowie die Landschaftspflege. «Gemäss Berechnungen können wir pro Jahr für die Anlage voraussichtlich etwa 7000 Kubikmeter Holzschnitzel liefern, was etwa 2'500 Kubikmetern fester Holzmasse entspricht. Das sind etwa 1.7 Kubikmeter pro Jahr und Hektar, also noch lange nicht die Menge, die wir mit nachhaltiger Bewirtschaftung nutzen könnten. Nachhaltig heisst: Wir nutzen nicht mehr Holz als gleichzeitig nachwächst.», rechnet Jürg Küenzi vor und ergänzt: «Es hat also noch Holz für weitere solche Projekte.»

Weitere Projekte im Fokus
Ruedi Rüegg nimmt den Ball gerne auf: «Schritt für Schritt erhöhen wir den Anteil der erneuerbaren Energien in Bauma. Als nächstes installieren wir eine grössere Photovoltaikanlage auf dem Dach der Heizzentrale. Diese wird einen Teil des Stromverbrauchs des Wärmeverbundes Bauma produzieren.» Das grosse Interesse der Liegenschaftsbesitzer an einem Anschluss katapultierte die Auslastung schon jetzt auf über 100%: Bei 2.5 MW Anlagenleistung beträgt die totale Anschlussleistung 3.2 MW. Mit geschickter Bewirtschaftung des Gesamtsystems lässt sich unter solchen Voraussetzungen ein guter und wirtschaftlicher Betrieb der Anlage erreichen. Ruedi Rüegg betont, dass die heutige Situation dazu motiviere, weitere Projekte ins Auge zu fassen. Er ergänzt: «Der Baumer Wald hat grosses Potential und könnte locker nochmals eine solche Menge Energieholz liefern, ohne höherwertigere Sortimente zu konkurrenzieren». Man darf also gespannt sein, wie es in Bauma weitergeht und wie lange das Schreiben des nächsten Kapitels der Holzenergienutzung dauern wird.

Technische Daten des Wärmeverbundes Bauma

  • Besitzer und Betreiber der Heizzentral: Wärmeverbund Bauma AG, www.waermeverbundbauma.ch
  • Heizkesselfabrikat / Baujahr: Schmid AG energy solutions/ 2023
  • Nennwärmeleistung: Kessel 1: 900 kW; Kessel 2: 1600 kW
  • Wärmeleistungsbereich der Kessel: Kessel 1: 270 – 900 kW; Kessel 2: 480 – 1600 kW
  • Brennstoffbedarf (Schätzung): ca. 7'000 m3 Holzschnitzel pro Jahr
  • Jährliche Energieproduktion Holz: ca. 5'600 MWh
  • Brennstoff: Holzhackschnitzel aus dem Wald, Ufergehölze und Landschaftspflege
  • Herkunft/Lieferanten des Brennstoffs: Bauma, Forstdienst und -unternehmer

Drei Fragen an Max Bosshard

Holzenergie Schweiz: Sie haben lange für das Projekt gekämpft. Wie fühlen Sie sich heute, am Tag der Inbetriebnahme?

Max Bosshard: Es ist unbeschreiblich. Ich bin erfüllt mit Freude und Stolz. Über ein Vierteljahrhundert habe ich mich für das Holzenergieprojekt eingesetzt. Was wir heute einweihen, ist die vierte und beste Projektversion. Es ist mein Lebenswerk.

Im langen Prozess gab es Rückschläge. Wie sind Sie damit umgegangen?

Max Bosshard: Die kritischen Stimmen waren tatsächlich lange sehr stark. Sie sind heute verstummt. Ich war einfach immer überzeugt von der Sache und habe gewusst, dass wir gut daran tun, unser eigenes Holz zu nutzen. Und zu den Rückschlägen: Ich bin aus hartem Holz geschnitzt und rede mit den Leuten. Kritik hat mich eher angespornt, sie trug zu einer steten Optimierung des Projekts bei.

Wird nun das gesamte Holz aus dem Baumer Wald für die Anlage gebraucht?

Max Bosshard: Nein, bei weitem nicht! Wir sind überzeugte Verfechter einer hochwertigen Holznutzung. Holz, aus dem man Balken, Bretter und Möbel herstellen kann, nehmen wir auf keinen Fall als Energieholz. Mindere Qualitäten, die bei jedem Eingriff im Wald anfallen, verarbeiten wir zu Holzschnitzeln für die Heizung. In Bauma haben wir sehr viel Wald, wir könnten noch eine zweite solche Anlage mit dem eigenen Holz betreiben!


Text: Christoph Rutschmann im Auftrag von Holzenergie Schweiz

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