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23. Jan 2015

Für Schweizer Sägewerke, Papierfabriken sowie Holzwerkstoff- und Pelletproduzenten, die bereits von 2010 bis 2013 einen drastischen Rückgang ihres Produktionsvolumens verkraften mussten, bedeutet der SNB-Entscheid eine weitere Hiobsbotschaft.

Holzenergiebranche: Durch Aufhebung von Euro-Mindestkurs gefordert

(Holzenergie Schweiz) Die Meldung erfolgte Knall auf Fall: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat den Mindestkurs von 1.20 Fr. gegenüber dem Euro nach über drei Jahren Gültigkeit am vergangenen 15. Januar überraschend aufgehoben. Für die ressourcennahen Glieder der Holzkette ist allerdings jetzt schon klar: Der ohnehin schon hohe Konkurrenzdruck aus dem Euro-Raum wird durch die Freigabe des Wechselkurses noch zusätzlich ansteigen.


„Ein konsequentes Ende mit Schrecken“, titelte die NZZ kurz nach der Bekanntgabe. Konsequent dahingehend, weil angesichts der anhaltenden strukturellen Schwierigkeiten im Euro-Raum der Beschluss, die als temporär bezeichnete Massnahme «Mindestkurs» aufzugeben, zu einem späteren Zeitpunkt wohl nur noch teurer geworden wäre. Analysten gehen davon aus, dass die Nationalbank mit ihrem Entscheid rund 50 bis 60 Milliarden Fr. Verluste in Kauf nehmen musste, um den Fr. nicht zum Quasi-Euro werden zu lassen und wieder zu einer eigenständigen Geldpolitik mit flexibleren Wechselkursen zurückzukehren. Schweizer Holzproduzenten und Hersteller von Holzprodukten stehen jetzt vor einer grossen Herausforderung.

Absicherungsgeschäfte absolutes Muss
Aus volkswirtschaftlicher und geldpolitischer Sicht sei der Entscheid der Nationalbank nachvollziehbar, sagt Philipp Lüscher, CEO der Schmid Group. Das wirtschaftliche Umfeld sei nun einmal sehr schwierig und könne durch die SNB nur begrenzt beeinflusst werden. Mit der Kursabsicherung habe sie über die vergangenen Krisenjahre hinweg eine gute Unterstützung geboten. Weshalb die SNB sich gerade jetzt für diesen Schritt entschieden hat, erklärt sich Philipp Lüscher mit dem aktuellen Dollarkurs sowie dem tiefen Ölpreis in Kombination mit den angehobenen Negativzinsen. Dies bot der SNB wohl die einmalige Gelegenheit, die Untergrenze noch einigermassen «kontrolliert» aufzuheben. Grosse Sorgen bereiten ihm jedoch die Aussichten in der Eurozone und deren zukünftigen Einflüsse auf den Wechselkurs: „Absicherungsgeschäfte sind daher in Zukunft wieder ein absolutes Muss.“

Wertschöpfungskette unter Druck
Für Schweizer Sägewerke, Papierfabriken sowie Holzwerkstoff- und Pelletproduzenten, die wegen des starken Frankens bereits in den Jahren 2010 bis 2013 einen drastischen Rückgang ihres Produktionsvolumens verkraften mussten, bedeutet der SNB-Entscheid nun eine weitere Hiobsbotschaft. Denn nicht nur ihr sehr hoher Anteil an Rohstoffkosten fällt in Schweizer Franken an, sondern ebenso die Lohn-, Strom- und Transportkosten. Mit der Aufhebung des Mindestkurses sind nun die Exportkosten für ausländische Abnehmer deutlich teurer geworden. Laut dem Verband Waldwirtschaft Schweiz haben bereits verschiedene Sägereien neben ersten Exportaufträgen auch Aufträge aus der Schweiz verloren oder aufgrund nicht mehr kostendeckender Erlöse sistiert. „Wenn der Franken nicht wieder schwächer wird, gibt es bis in ein bis zwei Jahren keine Schweizer Holzindustrie mehr“, befürchtet Markus Lädrach, Firmenchef der OLWO.

Auch
Wald leidet
Gleichzeitig zum währungsbedingten Produktionsrückgang in der Holzindustrie sank auch die Stammholzernte zwischen 2009 und 2013 um rund 12%. Diese zunehmende Unternutzung des Schweizer Waldes verschärft das Problem der Überalterung, worunter der Schutzwald sowie die Widerstandsfähigkeit und Stabilität des Waldes leidet, wie die Task Force Wald + Holz + Energie in ihrem Communiqué schreibt: „Ausgerechnet jetzt, in einem Moment, da wesentlich mehr in die Verjüngung des Waldes investiert werden müsste, sind die Holzverkäufer gezwungen, die Holzpreise zu senken.“ Für Forstbetriebe wird dadurch der Holzschlag, der unseren Wald verjüngen und besser für Klimaveränderungen wappnen würde, immer weniger lukrativ. In der Folge würde ein zusätzlicher Rückgang der Holzernte nicht nur die Versorgung der holzverarbeitenden Industrie gefährden, sondern auch den eminenten Beitrag der Holzenergie zur Energiestrategie 2050 in Frage stellen.

Die
richtigen Massnahmen
Wer nun glaubt, mit der Erschliessung neuer Märkte ausserhalb der Eurozone sei das Problem zu lösen, greift zu kurz. Denn: „Die Produktion des Rohstoffs Holz im hiesigen Wald lässt sich nicht einfach ins Ausland verlegen“, wie die Dachorganisation der Schweizer Wald- und Holzwirtschaft Lignum betont. Das Hauptaugenmerk liegt daher bei den Waldbesitzern. Mit der anstehenden Waldgesetz-Revision hat der Bund bereits die Möglichkeit, mehr finanzielle Mittel zugunsten der Wald-Infrastruktur zu investieren und auf diese Weise die Erntekosten zu senken. Wichtig ist nun, die Situation ruhig und überlegt zu analysieren und die weiteren Entwicklungen abzuwarten, bevor entsprechende Entscheidungen gefällt werden können. Doch in einer Sache können wir schon jetzt etwas tun: Konsequent auf den einheimischen Rohstoff Holz setzen!

Text: Holzenergie Schweiz

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