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24. Dez 2014

"Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Erdölpreise lange auf tiefem Niveau verharren. Zu schnell vergessen wir, dass die Erdölpreise in den Jahren 2011, 2012 und 2013 auf einem Höchststand waren." Anita Niederhäusern

Pelletmarkt: Tiefe Heizölpreise und milde Temperaturen grosse Herausforderung

(©AN) Schon das zweite Jahr in Folge ist der Winter sehr mild und setzt die Branche unter Druck. Zudem nähern sich der Pellet- und Heizölpreis: Der Preisvorteil von Pellets gegenüber Heizöl beträgt zurzeit 11.5%. Der Glaube, dass die tiefen Heizölpreise von Dauer sein werden, zeugt jedoch eher von Kurzsichtigkeit.


Eine Kilowattstunde Heizöl kostete im November durchschnittlich 9.3 Rappen, bei den Pellets kostete sie 8.34 Rappen. Somit schmilzt der Kostenvorteil von rund 25% im September auf nur noch knapp über 11%. Ein Blick über die Grenze zeigt, dass der Kesselverkauf in unseren Nachbarländern aufgrund der milden Witterung aber auch der tieferen Energiepreise deutlich einbricht. In Deutschland sind die Verkäufe um bis zu 30% gesunken, in Österreich ist der Einbruch noch markanter. Die deutschen und österreichischen Verbände klagen über die harten Zeiten. Wenn die Nachbarn klagen, geht es erfahrungsgemäss der Schweizer Branche, die viel kleinere und verwundbarere Strukturen aufweist, noch schlechter.

Tiefe Heizölpreise wirken sich auf die erneuerbare Branche aus, als wäre ein neues Erdölzeitalter ausgebrochen, und dies nicht nur im Wärmebereich: So sank die Aktie von Meyer Burger, dem Schweizer Photovoltaik-Systemhersteller, zwischen Oktober und Mitte Dezember um fast 50%. Die Annahme, dass wir dank Fracking in den USA künftig in billigem Erdöl „schwimmen“, ist kurzsichtig. Die tiefen Preise sind erklärbar:

  • Einer der Gründe für den Preissturz ist die schwache Konjunktur in Europa, Russland, Japan und auch in China, die die Nachfrage drückt.
  • Nachdem die Erdölförderung in Libyen aufgrund des Krieges praktisch zum Erliegen kam, fördert das Land seit Juli dieses Jahres wieder fast eine Million Fass Erdöl pro Tag und trägt damit zum Überangebot auf dem Weltmarkt bei.
  • Die OPEC entschied, angeführt von Saudi Arabien, die Erdölforderung trotz des momentanen Überangebots nicht zu drosseln.
  • Da die USA dank Fracking die eigene Erdölproduktion massiv erhöhen konnten, trug auch dies indirekt zu niedrigen Erdölpreisen bei.

Die USA sind indes weit davon entfernt, sich allein mit eigenem Erdöl und Gas zu versorgen. Gerade die tiefen Weltmarktpreise setzen die einheimische Frackingbranche stark unter Druck: Je nach Quelle sprechen Fachleute von einem Barrelpreis von rund 80 $, der nötig ist, um Fracking wirtschaftlich zu betreiben. Der Frackingboom in den USA könnte folglich schon bald, angesichts von Weltmarktpreisen um die 60 $ pro Barrel, abrupt abgebremst werden – bis die Preise wieder markant steigen. Zudem ist das Potenzial wohl kaum so gross wie prognostiziert: Gemäss der konservativen Internationalen Energie Agentur IEA wird der Fracking-Peak 2020 erreicht sein.

Zu denken gibt auch folgende Entwicklung: Zwischen 2007 und 2013 sind die Investitionen der Erdölgiganten Exxon Mobil, Royal Dutch Shell, BP, Total Chevron und Conoco Phillips um sage und schreibe 83% angestiegen, während deren Erdölförderung um 6.5% gesunken ist. Laut Aussage der konservativen IEA wurde 2005 das Fördermaximum von leicht förderbarem, sogenanntem konventionellem, Erdöl erreicht. Die kontinuierlich abnehmende Fördermenge von konventionellem Erdöl bedeutet, dass immer mehr günstiges konventionelles Erdöl durch teures unkonventionelles Erdöl – Tiefseeöl, arktisches Öl, Teersande und Schieferöl – ersetzt werden muss. Viele Erdölgiganten haben bereits erklärt, dass die Förderung bei Preisen von unter 100 $ nicht mehr wirtschaftlich sei.

Daher ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Erdölpreise lange auf tiefem Niveau verharren. Zu schnell vergessen wir, dass die Erdölpreise in den Jahren 2011, 2012 und 2013 auf einem Höchststand waren. Wer heute auf Pellets setzt, ist auf der sicheren Seite: Seitdem pelletpreis.ch Ende 2007 mit der unabhängigen Preiserhebung begann, war Heizöl lediglich zwischen November 2008 und März 2010 günstiger als Pellets. Zu wünschen ist, dass die Branche alles daran setzt, den nachhaltigen, einheimischen CO2-freien Brennstoff auch möglichst effizient einzusetzen. Denn an der Effizienz führt kein Weg vorbei, das ist so sicher wie das Ende des konventionellen Erdöls.

©Anita Niederhäusern, Herausgeberin pelletpreis.ch

1 Kommentare
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aeneas wanner @ 31. Dez 2014 16:59

Berücksichtigt der Preisvergleich die CO2-Abgabe? Eine Erhöhung derselben kann per Januar 2016 als wahrscheinlich betrachtet werden.

Antwort der Redaktion: Die Preise sind inklusiv CO2-Abgabe.

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