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24. Jan 2013

„Insgesamt ist in Europa heuer mit einem zusätzlichen Pelletbedarf von 800‘000t zu rechnen“, Christian Rakos, Präsident des European Pellet Coucil (EPC) und Geschäftsführer von proPellets Austria. ©Bild: Solarpromotion

Deutschland ist in der Lage, die Pelletproduktion von 2 Millionen 2012 auszubauen“, erklärte Martin Bentele, Geschäftsführer des Deutschen Energieholz und Pelletverbands (DEPV). ©Bild: Solarpromotion

Arnold Dale von Ekman&Co (in der Mitte) aus Schweden rechnet vor, dass auch neue Biomassekraftwerke und der Umstieg von Kohle auf Pellets in Grossbritannien eine Nachfrage von jährlich rund 25 bis 30 Millionen Tonnen bedeute. ©Bild: Solarpromotion

12. Industrieforum Pellets: Europas Pelletbranche im Aufwind

(©AN) Nach schwierigen Jahren witterte die Pelletsbranche, die sich am 9.­10. Oktober 2012 in Berlin traf, Morgenluft in Europa: Die Kesselverkäufe in Deutschland nehmen zu und erreichten 2012 an die 25‘000 Anlagen, in Österreich findet mit 12000 neuen Anlagen ein regelrechter Kesselboom statt, und die Kanadier bereiten sich darauf vor, noch mehr Pellets nach Europa zu verschiffen, vor allem für die Stromerzeugung. Ein Rückblick auf die Tagung.


Christian Rakos, Präsident des European Pellet Coucil (EPC) und Geschäftsführer von proPellets Austria, erklärte zu Beginn der Tagung: „Als EPC vertreten wir die Interessen der europäischen Branche in Brüssel.“ Erfreulich sei, dass das EPC neben den EU-Ländern auch ganz eng mit Kanada, den USA und Japan zusammenarbeite. Holzenergie Schweiz zählt übrigens auch zu den Mitgliedern des EPC. „Auch wenn das durchschnittliche jährliche Branchenwachstum über die letzten 15 Jahre fast 20% betrug, muss gesagt werden, dass dies auf den jungen Markt zurückzuführen ist. Schnell wechselnde politische Rahmenbedingungen, wie wir sie oft erlebt haben, bergen aber auch viele Risiken.“ Der Pelletexperte erinnerte daran, dass es rund 50 Jahre benötigte, bis sich zum Beispiel Heizöl auf dem Markt durchgesetzt hätte.

Strombranche bringt konstantes Wachstum

Gemäss den Zahlen der EPC werden die Produktionskapazitäten weltweit ausgebaut. Und der jüngste der Holzenergiebrennstoffe sei durchaus konkurrenzfähig, so kosten Pellets auf den Energieinhalt bezogen rund 56 Dollar pro Barrel. Erdöl hingegen kostet über 110 Doller. „Wer heute einen Heizöl- mit einem Pelletskessel ersetzt, senkt nicht nur den CO2-Ausstoss, sondern spart Geld und schützt sich vor einem weiteren Preisanstieg bei Heizöl“, erläuterte Christian Rakos und erinnerte daran, dass der Markt gute politische Rahmenbedingungen brauche, die aber nicht einfach einzufordern seien, da die Pelletsbranche noch klein und schwach organisiert ist: „Wir als EPC sind in Brüssel mit einer Person vertreten, die für die Branche lobbyiert, die Europäische Windenergieverband hingegen verfügt zum Vergleich über 80 Personen!“ Natürlich brauche es auch in den einzelnen Ländern politische Arbeit für gute Rahmenbedingungen, ebenso wichtig sei aber auch, dass sich die Branche durch Qualität, Verlässlichkeit und Nachhaltigkeit auszeichne. Um gerade die Frage der Verlässlichkeit der Brennstofflieferung sicherzustellen, ist Christian Rakos überzeugt, dass der Wärme- und Strombereich gemeinsam vorwärts gebracht werden müsse: „Der Pellet-Strommarkt führt derzeit zu einem enormen Ausbau der Pelletproduktionskapazitäten. Da Kraftwerke, die Cofiring betreiben flexibel zwischen Kohle- und Pellets wechseln können, wäre es möglich, auf diese Weise abrupte Verbrauchsschwankungen am Wärmemarkt, etwa aufgrund aussergewöhnlicher Wetterverhältnisse auszugleichen und die Versorgungssicherheit wesentlich zu verbessern. Die Industriepelletqualitäten wären dazu auch durchaus geeignet, zumindest für den Bereich der gewerblichen Pelletheizungen.“


Deutschland 3 Mio. Tonnen Produktionskapazität
„In Deutschland ist Strom aus Pellets kein Thema“, erklärte Martin Bentele, Geschäftsführer des Deutschen Energieholz und Pelletverbands (DEPV). Deutschland will bis 2050 80-95% der CO2-Emissionen im Wärmebereich einsparen. Heute würden 10-12% der Wärme mit Pellets bereitgestellt, das Ziel für 2020 sei 14%. Deutschland verfüge mit 10 Millionen Hektar Waldfläche mit 3.6 Mrd. m3 Holz über die grössten Holzvorräte Mitteleuropas, Tendenz steigend. Und für die Pelletbranche ebenfalls wichtig, über eine hohe Sägewerkdichte, die jährlich bis zu 10 Mio t Späne und Hackschnitzel produzierten. „Deutschland ist in der Lage, die Pelletproduktion von 2 Millionen in diesem Jahr auszubauen“, erklärte der Holzenergiefachmann. Schon 2012 werde die Produktionskapazität 3 Millionen erreichen. Wichtig sei aber, die Menschen dafür zu sensibilisieren, dass eine nachhaltige Waldnutzung eine gute Sache sei. „Leider haben wir das Image von jemandem, der mit der Säge in den Wald geht, um dort Schaden anzurichten. Dieser kritische Einstellung müssen wir als Branche entgegentreten!“ Wie auch in Österreich und der Schweiz sind die Pelletpreise über Jahre stabil geblieben. Bentele weist darauf hin, dass die Nutzung von Pellets zur Wärmeproduktion aufgrund des hohen Wirkungsgrades sehr wichtig sei, ganz im Gegensatz zur Stromerzeugung.

Grossanlagen im Trend

Schon heute weisen Grossanlagen in Deutschland und Österreich eine sehr kurze Amortisationszeit auf, was zu einer Vielzahl von mit Pellets betriebenen Nahwärmenetzen geführt hat. Rund 10% der Anlagen sind heute in Deutschland grösser als 50 kW. Diese brauchen 40% des Brennstoffs! Ein ähnliches Verhältnis weist auch Österreich auf. Neben Nahwärmenetzen sind Pelletheizungen auch für Prozesswärme in Industrie, Brauereien, Pharmakonzernen und im Tourismus beliebt. Bentele wies auch auf die Wichtigkeit des Lobbyings und von effektiven Verbandsstrukturen hin und fordert: „Wir brauchen Qualität, vom Brennstoff bis zum Einbau der Heizung.“ Christian Rakos rechnet vor, dass sich mit einer 300 kW-Anlage im Vergleich zu Heizöl jährlich rund 20‘000 Euro einsparen liessen.

EU-
Pelletsmarkt in Zahlen
Mit 25‘000 neuen Anlagen ist Deutschland nicht nur bei der Pelletproduktion führend. Christian Rakos wusste zu berichten, dass der Markt neben Österreich auch in Frankreich und Italien anziehe, nicht aber in Finnland und Schweden. „In Irland ist er aufgrund einer überrissenen Förderung, die keine Qualitätsstandards enthielt, eingebrochen, weil die Verbraucher die billigsten, aber auch qualitativ schlechte Öfen gekauft und damit sehr schlechte Erfahrungen gemacht haben.“ Rakos mahnte: „Solche Einbrüche sind sehr schwierig wieder gutzumachen.“ In Italien werden dieses Jahr rund 200‘000 Zimmeröfen verkauft. Geht man von einem Jahresverbrauch von je 2 Tonnen aus, wird das zu einer stark steigenden Nachfrage nach Pellets führen. Auch in Frankreich sind Zimmeröfen immer beliebter, es würden dieses Jahr mit 55‘000 neuen Zimmeröfen gerechnet, erklärte Christian Rakos. Insgesamt würden in der EU dieses Jahr wohl nahezu 300‘000 Zimmeröfen verkauft. Insgesamt sei in Europa heuer mit einem zusätzlichen Pelletbedarf von 800‘000t zu rechnen.

Pelletproduktion

Rund 3 Millionen Tonnen Pellets sind heute bereits EN Plus zertifiziert, das ist rund die Hälfte der gesamten Produktion in Europa. Die Zahl der Länder mit ENplus zertifizierten Produktionsstätten hat sich innerhalb des letzten Jahres von 7 auf 15 erhöht. Das EPC erwägt derzeit, auch für Industriepellets eine Qualitätszertifizierung anzubieten, um die Durchlässigkeit zwischen Wärme- und Industriemarkt zu erhöhen. Auch soll die ENplus Zertifizierung in Zukunft Nachhaltigkeitsanforderungen enthalten, um sicherzustellen, dass bei allem Marktwachstum stets die Nachhaltigkeit gewährleistet bleibt.

Grossbritannien kommt in den Markt

17 grosse Kohlekraftwerke stehen die Grossbritannien. Werden nur die zwei kleinsten, ein 750 MW und ein 480 MW-Werk 100% auf Pellets umgestellt, verursacht dies eine zusätzliche Nachfrage von jährlich 5 Millionen Tonnen Industriepellets, also fast die gesamte europäische Produktion. Arnold Dale von Ekman&Co aus Schweden rechnet vor, dass auch neue Biomassekraftwerke geplant seien und aufgrund von zu erreichenden CO2-Zielen der Umstieg einiger der bestehenden Kohlekraftwerke ins Auge gefasst würde, was eine Nachfrage von jährlich rund 25 bis 30 Millionen Tonnen bedeute. Der Energiefachman sieht mögliche neue Produktionsstandorte in den USA und Kanada aber auch in Brasilien, das seine Produktionskapazitäten ausbauen würde. „Russland hingegen hätte auch viel Wald, aber da fehlt die Infrastruktur, schon nur die Strassen, Bahnnetzte und die entsprechenden Häfen.“ Er berichtet, dass die Händler schon heute an der Produktion von kleineren Produzenten mit Kapazitäten zwischen 50 000 und 100 000 Jahrestonnen interessiert seien und sagt voraus, dass die Zellstoffhändler mit dem höheren Marktvolumen in den Markt eintreten würden.

Kanada rüstet auf

Auch wenn vergleichswiese etwas tiefere Zahlen betreffend Umrüstung von den britischen Kohlekraftwerken schon vor Jahren am Industrieforum genannt wurden, und die Umrüstung noch nicht stattfand, hat sich die Wahrscheinlichkeit eines solchen Umstiegs erhöht. Ostkanada jedenfalls macht sich bereit, einen Teil dieser Menge bereitzustellen. Auch weil an der Tagung davon gesprochen wurde, dass Österreich bereits bald ein Importland werden könnte, und Europa, wenn es die Produktionskapazitäten nicht massiv ausbaue, auf den Import von Übersee angewiesen sein würde. Wie Gordon Murry der Wood Pellet Association of Canada zu berichten wusste, sei das Ziel, die Produktion im Osten auszubauen, denn heute würden 90% der Exporte, sprich 1 Mio. Tonnen über 16 000 km über den Panamakanal geschifft und nur gerade 20‘000 Tonnen über die rund 4000 km direkt über den Atlantik, 12% für den europäischen Markt. Im Osten gibt es aber noch keine gute Hafeninfrastruktur und auch vergleichsweise kleine Produzenten. „Wir brauchen aber rund 50 000 Tonnen, um einen Frachter zu füllen!“. Ontario hat zum Beispiel 11 Millionen Kubikmeter Schlagholz freigegeben, davon rund 1 Million Kubikmeter für die Pelletproduktion. Gut also, dass der Hafen Rotterdam einen Pellet-Hub plant, wenn denn die Nachfrage tatsächlich mit Pellets aus Übersee gestillt wird.

Informationen zur Schweizer Pelletbranche pelletpreis.ch >>

Text: Anita Niederhäusern, leitende Redaktorin ee-news.ch

 

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