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30. Okt 2012

Pelletpresse bei der Tschopp Holzindustrie, die mit insgesamt 90‘000 Tonnen Produktionskapazität ist es zudem im Pelletbereich Marktführer in der Schweiz sind. Bild: Tschopp Holzindustrie AG

Brennstoffvergleich 2008 bis 2012: Wer auf Pellets setzte, hatte gute Karten: Nur von Ende Dezember 2008 bis Januar 2009 waren Pellets teurer als Heizöl. Grafik: pelletpreis.ch

Pelletmarkt: von Frankenstärke und deutschen Pelletbergen

(©AN) Die Schweizer Pelletpreise bewegen sich seitwärts: Im September 2012 kostete eine Tonne durchschnittlich Fr. 375.-, rund 3 % weniger als im September 2011. Heizöl war Ende August rund 38 Prozent teurer als Pellets. Doch aufgrund des tiefen Euros und der hohen Produktion in Deutschland weht den Schweizer Produzenten ein eisiger Wind entgegen.


Die Schweizer Pelletproduzenten müssen sich einem starken Auslandsmarkt stellen: In Deutschland rechnet der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV) 2012 mit einer Produktion von 2 Millionen Tonnen Pellets bei einer Produktionskapazität von 3 Mio. Tonnen. Der Verbrauch beträgt rund 1.6 Millionen Tonnen. Die Rechnung ist einfach: Es bleiben also rund 400‘000 Tonnen, die für den Export bereit stehen. Das entspricht in etwa der dreifachen Schweizer Pelletproduktionskapazität.

Kesselfieber in Österreich

In Österreich ist die Pelletproduktion aufgrund der Schliessung von zwei Werken und einer rückläufigen Rohstoffversorgung gemäss proPellets Austria leicht rückläufig: Im Vorjahresvergleich wird mit einem Produktionsrückgang von 940‘000 auf rund 874‘000 Tonnen gerechnet. Die Produktionskapazität beträgt indes 1.245 Mio. Tonnen. Aber dieser Tage geht ein neues 100‘000 Tonnen-Werk in Betrieb. Christian Schlagitweit von proPellets Austria: „Für diesen Winter erwarten wir, dass ein Teil der Versorgung über zunehmende Aussenhandelsaktivitäten abgedeckt wird. Eine Rücknahme beim Export zugunsten des heimischen Marktes haben die Produzenten auch schon angekündigt.“ Die Nachfrage nach Pelletzentralheizungskessel und Pelletkaminöfen ist indes höher als je zuvor. „Viele Installationsbetriebe sind bereits bis in den Winter ausgebucht. Aufgrund der geringeren Kosten von rund 55 % gegenüber Heizöl und 46 % gegenüber Gas können bei einem Gebäude mit einem Heizölverbrauch von 20‘000 Litern beim Umstieg auf Pellets in der diesjährigen Heizsaison mehr als 10‘000 Euro eingespart werden. Da amortisiert sich ein Umstieg in kürzester Zeit“, erklärt Christian Rakos, Geschäftsführer von proPellets Austria.


Und die Schweiz?
„Die Pelletindustrie ist immer noch recht jung, daher müssen wir in Kauf nehmen, dass der Markt starke Aufwärts- und Abwärtstrends verzeichnet“, berichtet Daniel Tschopp, Mitglied der Geschäftsleitung der Tschopp Holzindustrie AG in Buttisholz. Das Unternehmen ist führend in der industriellen Holzverarbeitung sowie einziger Hersteller und Marktleader von Schalungsplatten in der Schweizer Baubranche. Mit insgesamt 90‘000 Tonnen Produktionskapazität ist es zudem im Pelletbereich Marktführer in der Schweiz. „Wir produzieren jährlich rund 45‘000 Tonnen.“ Dank einer neuen Trocknungsanlage sollen es mittelfristig jährlich 50‘000 und ab 2014 60‘000 Tonnen sein. „Auch wenn aufgrund des hohen Schweizerfrankens die Importware eine starke Konkurrenz ist, glauben wir an den Brennstoff Pellets“, ist Daniel Tschopp überzeugt.

Bei der KellerPellets sieht man sich ebenfalls harter Konkurrenz ausgesetzt: „Wir sind stolz darauf, dass unsere Stammkunden Wert darauf legen, mit Schweizer Pellets aus der Region zu heizen. Der Preisdruck aufgrund des Imports zwingt uns, unsere Produktion laufend zu optimieren, trotzdem stehen unsere Chancen bei diesem tiefen Eurokurs schlecht. Eine erstklassige Kundenbetreuung und Pelletqualität sind unsere einzigen Waffen, um gegen diesen Preisnachteil anzukämpfen“, erklärt Gisela Keller von KellerPellets aus Unterstammheim. KellerPellets ist eine Abteilung der Sägerei Hobel- und Leimwerk Konrad Keller AG. Die Pelletproduktionskapazität beträgt 8‘000 Tonnen, die Jahresproduktion beträgt zurzeit 6‘000 Tonnen.

Waldholzpellets

Nach Verzögerungen aufgrund der Baubewilligungen ging schliesssslich vergangenen Winter in Düdingen das erste Pelletwerk für Waldholzpellets gemäss dem BestPellet-Verfahren in Betrieb. Nachdem Waldpelletwerke in Schöftland und Ilanz Schiffbruch erlitten, scheint sich dieses neue Verfahren durchzusetzen: In Düdingen wird Waldholz, sei es Hart- oder Fichtenholz, samt Rinde und Ästen zu Schnitzeln geschreddert und getrocknet. Das Holz muss aber nicht wie bei herkömmlichen Anlagen nach Sorten getrennt werden. Nach der Trocknung wird das Holz gemahlen und pelletiert. Dabei wird für die Pelletierung weder Getreidekleber noch Wasser oder Dampf zugeführt, was die Produktionskosten senkt. Betreiber der Anlage ist die BestPellet Wärme AG, deren Hauptaktionäre vier Landwirte aus der Region sind. Gleich neben der Anlage steht eine Biogasanlage, die Wärme zum Trocknen des Holzes liefert. Die Groupe E Greenwatt AG, die grüne Tochtergesellschaft der Groupe E und Betreiberin der Biogasanlage, ist als Minderheitsaktionärin an der BestPellet Wärme AG beteiligt.

Die Pelletieranlage wurde vom Anlagebauer ZM-Technik aus Mühledorf gemäss dem BestPellet-Verfahren gebaut, mit dem auch ein Lizenznehmer im Wallis pelletiert. Im Jura pelletiert die Pellet du Jura in Vendlincourt auf einer Anlage von ZM-Technik nach dem BestPellet-Verfahren, im argauischen Bremgarten tut dies die Braunschweiler Pellet AG. Es scheint, dass sich diese Produktionstechnik im Anlagebereich bis 10‘000 Tonnen Produktionskapazität einen Platz sichern kann.

Anlagegrösse

Viele Schweizer Produzenten verfügen mit ihren Anlagen über Produktionskapazitäten, die von einigen Tausend bis zu 10‘000 Tonnen reichen. Nur die AEK Pellet AG mit einer Produktionskapazität von 60‘000 Tonnen und die Tschopp Holzindustrie AG mit 90‘000 Tonnen liegen weit darüber. Die durchschnittliche Produktionskapazität beträgt folglich in der Schweiz schätzungsweise deutlich unter 20‘000 Tonnen. In Österreich sind es durchschnittlich 37‘000 Jahrestonnen, in Deutschland gar 63‘000 Tonnen.

Dennoch haben Pellets made in Switzerland durchaus eine Zukunft. Gerade Unternehmen der Holzindustrie können sich damit ein zweites Standbein aufbauen. Und die Anlagen von ZM-Technik ermöglichen es auch Waldbesitzern, in die Pelletproduktion einzusteigen. Zudem kann eine Abschwächung des Frankens und/oder hohe Treibstoffkosten die Marktbedingungen schnell wieder zugunsten der Schweizer Produktion ändern. Steigende Strompreise könnten ausserdem dem Hauptkonkurrenten der Pelletkessel in der Schweiz, den Wärmepumpen, zusetzen.

©Text: Anita Niederhäusern, leitende Redaktorin ee-news.ch und pelletpreis.ch, Ersterscheinung Artikel in der Schweizer Schreinerzeitung 10/12

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