Experten und Praktiker tauschten sich im Dezember 2016 beim jährlichem Gutcert-Fachtreffen zum Herkunftsnachweisregister aus.

Herkunftsnachweise: Dritter interdisziplinärer Erfahrungsaustausch

(PM) Im Dezember 2016 fand der dritte interdisziplinäre Gutcert-Erfahrungsaustausch für Herkunftsnachweise (HkN) für Strom aus Erneuerbaren statt. An der Müllverwertungsanlage der ZMS in Schwandorf wurden mit dem Umweltbundesamt und verschiedenen Nutzern, wie Anlagenbetreibern, Umweltgutachtern oder Vermarktern, aktuelle Erfahrungen zur Nutzung von Herkunftsnachweisen diskutiert.


Die Wahl des Veranstaltungsortes war kein Zufall: Durch die verglaste Fensterfront des Tagungsraums konnten die Teilnehmer einen direkten Blick auf das Geschehen in der Müllverwertungsanlage werfen. So wurde die Theorie der Fachvorträge gleich durch Beispiele aus der Praxis verdeutlicht.

Vom Hausmüll zum Grünstrom
Die Müllverwertungsanlage der ZMS nutzt in vier Linien mit einer Verbrennungskapazität von 450‘000 Tonnen pro Jahr überwiegend Siedlungsabfälle der Region zur Wärme- und Stromerzeugung. Für den biogenen Anteil der Abfälle, der laut Referenzwert des deutschen Umweltbundesamtes (UBA) bei ca. 50% liegt, können nach der Bestätigung durch den Umweltgutachter entsprechende Herkunftsnachweise für Strom aus Erneuerbaren Energien über das UBA-Herkunftsnachweisregister ausgestellt werden.

Die Herkunftsnachweise können dann zur Grünstromkennzeichnung in den Stromabrechnungen oder ergänzend für verschiedene Grünstromprodukte genutzt werden, gemäss der Verpflichtung aus § 42 des Energiewirtschaftsgesetzes. Das UBA-Herkunftsnachweisregister, seit 2013 in Betrieb, wird intensiv zur Stromkennzeichnung genutzt – eine gute Basis für eine sehr lebhafte und abwechslungsreiche Diskussionen während der Veranstaltung.

Die Sicht des Anlagenbetreibers
Die ZMS informierte die interdisziplinären Teilnehmer über die verschiedenen Nutzungsformen von Herkunftsnachweisen aus Sicht eines Anlagenbetreibers und gab Auskunft über die beteiligten Stakeholder, wie z.B. die Abnehmer der Herkunftsnachweise, Mitarbeiter, die Presse oder Verbraucherorganisationen. Um allen Beteiligten einen nachvollziehbaren Einblick in das Thema zu ermöglichen, hat ZMS Ablauf und Methodik in einem kurzen Videobeitrag festgehalten.

Aktuelle Änderungen im HkN-Register
Der Vortrag des Umweltbundesamts drehte sich um die aktuellen Änderungen im Herkunftsnachweisregister und vorgesehene Entwicklungen der rechtlichen Vorgaben. Im Zuge des EEG 2017 ist eine weitere Novellierung der Durchführungsverordnung vorgesehen, in der einige Auslegungsfragen noch weiter konkretisiert werden sollen. Der Leiter des Fachgebiets Herkunftsnachweise Herr Marty verdeutlichte dabei, dass einige Fragen z. T. weiter diskutiert werden – also noch nicht abschliessend geklärt sind, so z.B. die Umsetzung des Nettoprinzips, das Bestimmen des Inbetriebnahmedatums oder die Häufigkeit der Vor-Ort-Begutachtungen durch die Umweltgutachter.

Besonders interessant war die Auswertung des biogenen Anteils der thermischen Abfallbehandlungsanlagen in Deutschland zwischen 2014-2015, wonach der biogene Anteil der verwerteten Abfälle im Durchschnitt ca. 47.8 bis 49.6% über die verschiedenen Zeiträume schwankte.

Auslegungsfragen für den Umweltgutachter
Über Umweltgutachtererfahrungen berichtete Herr Kroll von der Gutcert und verdeutlichte dabei einige zentrale Auslegungsfragen aus der Praxis. Dazu zählt u. a. die Anzahl der notwendigen Analysen für einen repräsentativen Wert für besondere Einsatzstoffe (Klärschlämme, Althölzer oder Klärgas) oder die Frage, von welcher Beschaffenheit bei Sickerwasser auszugehen ist, das in den Prozessen eingesetzt wird. Erläutert wurden auch noch einmal die Vorteile eines bestehenden Umweltmanagementsystems nach EMAS oder ISO 14001 in Verbindung mit der Begutachtung im Herkunftsnachweisregister.

Nach dem theoretischen Teil wurde mit allen Teilnehmern die Müllverwertungsanlage der ZMS besichtigt und Herr Beer (ZMS) erklärte noch einmal die einzelnen Prozessschritte der Anlage: von der Anlieferung per Bahn oder Müllfahrzeug über die Zwischenlagerung und thermische Verwertung bis hin zur Abgasreinigung und Entsorgung der Abfallstoffe der Anlage.

Ökostrommarkt und Ökolabels im Fokus
Am Nachmittag gaben Herr Malte Mertens (Bischoff & Ditze Energy GmbH) und Nils Dümcke (GP Joule Connect) einen ausführlichen Überblick über die aktuellen Entwicklungen des Ökostrommarkts und die Möglichkeiten zur gemeinsamen Nutzung mit Ökolabels. Dabei stellte Herr Mertens klar, dass Herkunftsnachweise des UBA-Herkunftsnachweisregisters keine Ökostromlabel für Produkte sind, sondern lediglich als Grundlage für die Erzeugung, den Handel und die Entwertung genutzt werden können. Zusätzliche Qualitätskriterien, wie z.B. das Alter der Anlage oder die Förderung spezieller Projekte, können nur über die bekannten Labels abgebildet werden.

Klärschlamm und Althölzer
Für die Branche der thermischen Abfallbehandlungsanlagen informierte Herr Schulte (ITAD) über aktuelle Entwicklungen des Marktes und die sinkenden energiespezifischen Emissionen (NOx, Staub, CO2, SO2) bei der Stromerzeugung. Zudem stellte er noch einmal das vom ITAD bereitgestellte Formblatt und Berechnungstool zur Unterstützung der zusätzlichen Berechnung des biogenen Anteils vor. Im Rahmen einer ITAD-Literaturstudie zum biogenen Anteil und Heizwert von Klärschlämmen und Althölzern konnten erste vorläufige Ergebnisse präsentiert werden.

Bericht über die Literaturrecherche zu biogenen Anteilen und Heizwerten in Altholz >>

Text: Gutcert GmbH

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