Die Bauherrschaft Freilager Zürich und drei Architekturbüros liessen auf sieben Hektar einen neuen Minergie-Vorzeige-Stadtteil entstehen. ©Bild: Minergie

«Ein hoher Autarkiegrad und tiefste CO2-Emissionen bieten Investitionssicherheit für die Bauherren», sagte Minergie-Geschäftsleiter Andreas Meyer Primavesi. ©Bild: T. Rütti

Für Vereinspräsident Heinz Tännler «hat Minergie die Wahrnehmung von nachhaltigem Bauen und Energieeffizienz in der Bevölkerung entscheidend verändert». ©Bild: T. Rütti

Jean-Claude Maissen, CEO Zürcher Freilager: «Noch sind nicht alle Wohnungen vermietet. Für 13% der zur Verfügung stehenden Einheiten suchen wir noch Interessenten.» ©Bild: T. Rütti

Michael Keller, Vertreter des Investors AXA Winterthur, zufolge zeichnen sich die Bauten durch Wohnkomfort, hohe Energieeffizienz und gute Luftqualität aus. ©Bild: T. Rütti

Der Minergie-Standard ist ein gesetzlich geschützter Qualitätsstandard. Erstellt wurden die Bauten im Freilager Zürich nach den Standards Minergie-ECO und Minergie-P-ECO. ©Bild: Minergie

Über 43'000 Gebäude sind nach Minergie zertifiziert – kein anderes freiwilliges Instrument habe die Schweizer Bauwirtschaft und die kantonale Gesetzgebung seit 1998 so stark beeinflusst, hiess es an der Medienveranstaltung. ©Bild: Minergie

Minergie: Neue Baustandards im Freilager Zürich

(TR) Eine halbe Million Personen leben bereits in Minergiegebäuden. Per 2017 wurden die Standards weiter optimiert und die neuen Produkte MQS Bau und MQS Betrieb lanciert. Die Message lautet: «Minergie wird zum Energieeffizienz-Vorreiter – Minergiegebäude stehen für Werterhaltung, Komfort und tiefen Energieverbrauch. Sie werden zu Energieproduzenten und die Neubauten sind frei von fossilen Energieträgern.»

 
Per 2017 hat der Verein Minergie die drei Gebäudestandards Minergie, Minergie-P und Minergie-A umfassend überarbeitet. Damit will Minergie wichtige technische Innovationen aufnehmen und Wegbereiter für eine nachhaltige Entwicklung der Schweizer Baukultur bleiben. Auch wenn in mancher Hinsicht bereits ein sehr hohes Qualitätsniveau erreicht wurde, an noch offenen Fragen und noch ungelösten Aufgaben fehlt es nicht. Das Projekt «Minergie 2017» packt die Problemfelder an. Als Minergie-Haus darf ein Gebäude bezeichnet werden, welches «zeitgemässe, hohe bauliche und technische Ansprüche erfüllt», hinsichtlich Nutzerkomfort und thermischer Behaglichkeit, Gesundheit, Planungs- und Bauqualität, Energieverbrauch und Umweltverträglichkeit sowie Wirtschaftlichkeit.

Einen Teil des Energieverbrauchs selber produzieren
Nach wie vor stehen Wohn- und Arbeitskomfort, Werterhalt und Energieeffizienz im Zentrum aller Verbesserungsanstrengungen von Minergie. Die drei Baustandards Minergie, Minergie-P und Minergie-A werden nach Energieeffizienz unterschieden und erfüllen bereits heute die kommenden kantonalen Energiegesetze (MuKEn 2014). Neu eingeführt wurde eine Gesamtenergiebilanz, die sämtliche im Gebäude verbrauchte Elektrizität berücksichtigt. Alle Neubauten decken künftig einen Teil ihres Energieverbrauchs selbst ab, in der Regel durch Sonnenenergie. Beim Innovations-Standard Minergie-A ist die Eigenproduktion sogar grösser als der Jahresenergiebedarf!

Kantonale Gesetzgebung seit 1998 stark beeinflusst
Mehr als 43'000 Gebäude sind bereits nach Minergie zertifiziert – kein anderes freiwilliges Instrument habe die Schweizer Bauwirtschaft und die kantonale Gesetzgebung seit 1998 so stark beeinflusst, hiess es an der Medienveranstaltung vom 19. Januar 2017 im Freilager Zürich. Der Anteil Minergie-Bauten am gesamten Neubauvolumen der Schweiz liege je nach Region bei über 25 Prozent. Minergie sei und bleibe Vorreiter in Sachen Energieeffizienz. Dank der erbrachten Pionierarbeit habe man die von den Kantonen definierten Anforderungen an den Energiebedarf von Gebäuden wesentlich anheben können, so Minergie-Präsident Heinz Tännler.


Was ist neu bei Minergie?

  • Gesamtenergiebilanz einschliesslich Elektrizitätsverbrauch.
  • Das Gebäude wird vom Konsumenten zum Energieproduzenten (Eigenstromerzeugung gemäss MuKEn 2014).
  • Anreiz zur Maximierung des Eigenverbrauchs ist netzfreundlich und verhindert den Bau ineffizienter Anlagen.
  • Keine fossilen Feuerungen mehr in Neubauten.
  • Verstärkte Qualitätssicherung in allen drei Lebensphasen des Gebäudes (Planung, Bau, Betrieb).
  • Gebäude aller Minergie-Standards mit mehr als 2'000 m2 Energiebezugsfläche sowie sämtliche Minergie-A Bauten verfügen über ein Energie-Monitoring.
  • Zertifizierungsweg und Systemlösungen für die Sanierung nach Minergie in Etappen für bessere Finanzierbarkeit.

Tragendes Element der Schweizer Energiepolitik
Für Tännler «hat Minergie die Wahrnehmung von nachhaltigem Bauen und Energieeffizienz in der Bevölkerung entscheidend verändert». Der Verein Minergie habe den Standard von Anfang an emporgehoben sowie auf höheren Komfort und bessere Werterhaltung gesetzt. «Die Energieeffizienz war sozusagen als Nutzen darin enthalten.» Minergie bleibe auch in Zukunft ein tragendes Element der Schweizer Energiepolitik: «Die jährlich 3‘000 Bauherren, die bewusst nach Minergie-Standard bauen, bilden die Basis einer liberalen Umsetzung der anspruchsvollen kantonalen und nationalen Energiepolitik», so der Zuger Regierungsrat Tännler.

Minergie-Neubauten ohne fossile Feuerungen
«Die Produktion von sauberer Energie und höchster Effizienz ist zwingend. Ein hoher Autarkiegrad und tiefste CO2-Emissionen bieten Investitionssicherheit für Bauherren», so Andreas Meyer Primavesi. Dem Minergie-Geschäftsleiter zufolge sind als Reaktion auf die nationale und internationale Klimapolitik (Nationale Energiestrategie 2050, UN-Klimakonferenz in Paris 2015, COP 21) bei Minergie-Neubauten keine fossilen Feuerungen mehr erlaubt; indirekte fossile Belastungen in Strom und Fernwärme bleiben zulässig. «Bei Grossbauten und Minergie-A wird ein EnergieMonitoring eingeführt. Der Mehraufwand in Planung und Bau von Minergie-Bauten bleibt dank einer Beschränkung auf wenige, wirksame Anforderungen vergleichsweise gering», so Meyer Primavesi. Die neuen Produkte «MQS Bau» und «MQS Betrieb» sollen Gewähr bieten, dass die entsprechenden Gebäude nicht nur überdurchschnittlich gut geplant, sondern möglichst auch mängelfrei gebaut und hoch effizient betrieben werden. «Die Behebung von Baumängeln kostet in der Schweiz jährlich ca. 1.6 Mrd. Franken. Ein gut geplantes und gebautes Gebäude muss aber auch richtig betrieben werden, um sein Potenzial auszuschöpfen. Die Installation eines einfachen Monitoringsystems wird die Betriebsoptimierung von Minergie-Bauten künftig erheblich vereinfachen», so der Minergie-Geschäftsleiter.

Sanierungen: Einfach, innovativ, nachhaltig
Für die Sanierung von Gebäuden hat Minergie einen relativ einfachen Zertifizierungsweg entwickelt. Er umfasst fünf Systemlösungen, welche wirkungsvolle Massnahmen in den Bereichen Gebäudehülle und Gebäudetechnik miteinander kombinieren. Die Umsetzung kann in Etappen über mehrere Jahre erfolgen, was die Finanzierbarkeit erleichtern soll. Auch dieser Ansatz sei typisch für Minergie: «Gut bauen soll einfach und erschwinglich sein», so Andreas Meyer Primavesi. «Minergie ist auch deshalb so erfolgreich, weil der Standard einfach umzusetzen ist und genügend Freiheiten bietet. Dazu bieten wir auch in Zukunft einfache, innovative und nachhaltige Lösungen an. Natürlich kann man auch schlechter bauen – aber warum sollte man?» Mit dem Freilager Zürich ist ein schon fast futuristisch anmutendes Quartier der Nachhaltigkeit entstanden. Die alten Zollfreilagergebäulichkeiten wurden ins Konzept einbezogen und selbstverständlich energetisch und bezüglich Komfort sowie auch optisch optimiert, beziehungsweise: auf den neuesten Stand gebracht. Erstellt wurden die Bauten ausschliesslich nach den Baustandards Minergie-ECO und Minergie-P-ECO. Michael Keller, Vertreter des Investors AXA Winterthur, zufolge zeichnen sich die Bauten durch Wohnkomfort, hohe Energieeffizienz und gute Luftqualität aus.

Neue Minergie-Vorzeige-Anlage im Westen Zürichs
Nebst Minergie-Präsident Heinz Tännler, Geschäftsführer Andreas Meyer-Primavesi und Michael Keller (AXA Winterthur) standen in einer Diskussionsrunde und Fragestunde noch folgende Experten Red und Antwort: Prof. Armin Binz, Stv. Geschäftsleiter Minergie, Hansruedi Kunz, Vizepräsident Minergie und Leiter Abteilung Energie, AWEL Zürich, Jean-Claude Maissen, CEO Zürcher Freilager AG. 87% der Wohnungen im neu entstandenen Stadtteil Freilager im Westen Zürichs sind vermietet, für 13% der Einheiten werden noch Interessenten gesucht. Gesamtangebot: 800 Mietwohnungen und 200 Studentenzimmer sowie Dienstleistungsbetriebe und Gewerbe plus Infrastruktur, wie der Rundgang durch das 70'500 m2 grosse Areal zeigte. Die beteiligten Architekten wagten zweifellos architektonische Experimente: unter anderem sechsgeschossige Holzhäuser, Wohnungen mit überlagerten Rastern, Umnutzungen und Aufstockungen. Bauherrschaft war die Firma Freilager Zürich, Totalunternehmer war die Firma Allreal Zürich. Baukosten ab Realisation: 360 Mio. Franken.

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©Text: Toni Rütti, Redaktor ee-news.ch

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